Sextoy – History : Die Geschichte von Dildo, Vibrator & co.

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Sexspielzeug Dildo Geschichte

Die geschichtliche Entwicklung der Lovetoys

Die Geschichte des Sexspielzeugs beginnt, wie so viele andere auch, im alten Griechenland, wo sich die Frauen schon etwa 800 Jahre v.Chr. sogenannter Olisbokollikes oder Olisbos bedienten. Es handelte sich dabei um Tondildos, die mit lauwarmem Wasser gefüllt waren. Die Benutzung dieser Toys wurde durch archäologische Funde, wie Vasen, dokumentiert.

paleolithikum-dildo

Die wahre Erfinderin des Vibrators, man kann es sich fast denken, war jedoch Cleopatra. Sie nutzte ungeniert zahlreiche Methoden, um ihre Lust zu befriedigen. So verschaffte sie sich entweder mit edlen Marmordildos Lust, füllte ihren Unterleib mithilfe eines Lederbeutels mit Eselsmilch oder verwendete eine Papyrustüte, die mit Bienen gefüllt war als Clitoris-Vibrator.

Ein solcher Einfallsreichtum war sehr bewundernswert, aber eigentlich nicht verwunderlich, denn berühmte Philosophen und Mediziner wie Aristoteles stellten frühzeitig fest, dass Frauen beim Coitus selten zum Orgasmus kommen. Andere Wissenschaftler, wie Hippokrates und Celsus befürworteten ebenfalls die heilende Wirkung einer genitalen Behandlung.

Während Cleopatra ihr Spielzeug also vor allem zur Befriedigung ihrer Lust nutzte, so wurden Dildos und Vibratoren in den folgenden 2000 Jahren fast ausschließlich unter medizinischem Aspekt als Heilgeräte gehandhabt.

subfumigation-pussy-opener Behandelt wurden dabei vor allem weibliche “Beschwerden” wie Bauchweh, Atemnot, Blässe, Schlaflosigkeit, Verwirrung, Nervosität, vaginale Feuchtigkeit, eine rege Fantasie…usw. , durch die Herbeiführung von Hysterie (also einem Orgasmus). Dazu wurden ab dem 4. Jahrhundert weit weniger kreative Mittel genutzt als zu Cleopatras Zeit.

Vorrangig dienten Holzdildos, Gemüse oder einfach die Finger zur Behandlung der Frauen.
Dabei handelte es sich vor allem um Nonnen oder Witwen, die von Hebammen mit den bereits genannten Mitteln und unter anderem auch mit Alpenveilchen, Zwiebeln, Knoblauch oder Ochsengalle, die vaginal eingeführt wurden, behandelt wurden.

Verheirateten Frauen wurde dagegen der oftmalige Geschlechtsverkehr mit ihrem Ehegatten verordnet. Als logische Schlussfolgerung bleibt daher nur zu erwähnen, dass sich der Erfolg dabei in Grenzen hielt, ja weitestgehend sinnlos war.

vibrator-dampfmaschine Zu fortschreitender Zeit veränderten sich auch die Behandlungsmethoden und so setzte man im 16./17. Jahrhundert, im Zeitalter der Renaissance, auf die Subfumigation. Dabei hockte sich die Patientin nackt über ein Stövchen, das mit diversen Ölen gefüllt war. Damit die heilenden Düfte in die Scheide gelangen konnten wurde sie mit einem Blechdildo, der mit Löchern versehen war (ein sog. Mösenöffner) offen gehalten.

Chattanooga Vibrator
Chattanooga Vibrator

All diese Verfahren veränderten sich erneut, als im 18. Jahrhundert ein allgemeiner Meinungsumschwung einsetzte und das Einführen jeglicher Gegenstände, Apparate oder Naturheilmittel (außer das männliche Glied natürlich) als schädlich für den weiblichen Körper und seine sexuelle Potenz und Gesundheit befunden worden war.

Es sei hierbei zu erwähnen, dass noch 100 Jahre später keine vollständige Klärung der weiblichen Anatomie vorlag, denn anders wären die folgenden Behandlungsmethoden auch schwer zu rechtfertigen gewesen. Den Patientinnen wurde empfohlen stundenlang zu reiten oder anderweitig heftige Beckenbewegungen herbeizuführen. So kam es, dass speziell dafür ausgebildete Experten extra holperige Wegstrecken und Routen erstellten, die die Patientin dann auf unbequemste Art und Weise mit der Kutsche zurücklegen sollte.

Da auch diese Behandlungsweisen nicht die gewünschten Erfolge erzielten, vertieften die Wissenschaftler ihre Hypothesen und Theorien über die weibliche Anorgasmie und deren Ursachen. Diese sollten einerseits in zu seltener Befriedigung liegen, wie bei unverheirateten Frauen oder jenen, bei denen der Mann Coitus Interruptus betrieb. Andererseits, und dieser Anteil wog für die Männerwelt schwerer, in zu häufiger Befriedigung durch Masturbation und andere Aktivitäten, die zur Frigidität oder sogar Homosexualität führen sollten.

operating-theatre Nymphomaninnen und Prostituierte sollten angeblich sogar orgasmusunfähig sein. Infolge dessen wurde den Patientinnen der Genuss von Kaffee und Tee untersagt (weil diese zu Kreislauf anregend wirken), ebenso wie die Benutzung von Schaukelstühlen, das Tragen von Korsagen während des Lesens, das Fahrradfahren und die Benutzung von elektrischen Nähmaschinen, da bei deren Benutzung die Reibung der Schenkel bzw. des Sattels zu einer permanenten Überstimulation führen würde. Masturbation drückte also einen Unwillen gegen die Ehe aus und war bei Strafe verboten.

Um den “Leiden” der Frauen trotzdem beizukommen eröffnete man Praxen, Therapiezentren und ganze Kurorte, in denen den Frauen gynäkologische Masseure zur Verfügung standen. Großer Beliebtheit erfreute sich auch die Hydrotherapie, bei der die Klitoris durch einen eiskalten Wasserstrahl bis zum Orgasmus gereizt wurde. Der Erfolg dieser Kurorte sprach sich so weit herum, dass in kürzester Zeit 75 % der Frauen in Großbritannien “erkrankt” waren.

Die Kosten für die Behandlungen waren übrigens von den Männern zu übernehmen! Da sich die Behandlungsdauer pro Patientin auf etwa eine Stunde erstreckte, war sehr bald eine neue, effizientere Methode nötig um dem Ansturm von Frauen gerecht zu werden. 1869 bekam George Taylor das Patent für seine “schwedische Bewegungsmaschine” und reduzierte somit die Behandlungsdauer auf 10 Minuten.
carpenter-vibratorEs handelte sich dabei um einen Tisch, auf den sich die Patientin mit dem Gesicht nach unten legen musste, während ihr Geschlecht durch einen pedal- oder dampfange-triebenen Stab massiert wurde. 11 Jahre später, 1880, konstruierte der britische Physiker Weiss den ersten elektromechanischen Vibrator, in der Form eines geraden Stabes zum Einführen in die Scheide.
Dieses einfache Modell erfreute sich solcher Beliebtheit, dass es sofort international vermarktet und noch im selben Jahr von Mortimer Granville mit Batterien versehen wurde. Diese neueste Innovation bedeutete den Durchbruch für die Erfüllung aller weiblichen Bedürfnisse und gab der Frauenwelt ihr Potenzgefühl zurück.

Im Jahre 1900 konnte man auf der pariser Weltausstellung eine breite Palette von stimulierenden Geräten bestaunen, die von Batterien oder Strom betrieben wurden, aber auch durch Muskelkraft, Wasser, Gas oder sogar Wind. Die Preise variierten zwischen 15 und 200 $. Neben riesigen, Folterinstrumenten ähnlichen Geräten und vibrierenden Gabeln, Tüchern, tragbaren oder standfesten Vibratoren konnten auch Kombinationsgeräte bestaunt werden, die sich ganz einfach in den Alltag integrieren ließen. So konnte ein Modell aus Amerika auch mit einem Küchenmixstab oder einem Fön kombiniert werden und war daher sicher einfach vor den Kindern oder der Schwiegermutter zu verstecken.

In den folgenden Jahren verlor der Vibrator mehr und mehr an medizinischer Bedeutung und verschwand in den 20´er Jahren gänzlich als Heilmittel, da er in den ersten Pornofilmen zu offensichtlich als sexuelles Genussmittel repräsentiert wurde. Das Sex-Spielzeug erlebte erst in den revolutionären 60´er Jahren sein Revival, unterstrichen von Eröffnungen von öffentlichen Erotikshops, wie z.B. Beate Uhse 1962.medical-vibrator-medizinisch

Ab den 70´er Jahren wurden Dildos, Vibratoren und andere Spielzeuge offen als sexuelle Stimulierhilfen bezeichnet. Die Erfindung des Silikons eröffnete der internationalen Sex-Toy-Branche noch im selben Jahrzehnt ungeahnte Möglichkeiten der Entwicklung von neuen, besseren Produkten. So wandelten sich Dildo und Vibrator vom Genussmittel, über ein Heilmittel zu einem tabuisierten Gegenstand, um letztendlich wieder offiziell zum Genussmittel zu werden. Obwohl an der Sache mit der Gesundheit vielleicht doch was dran war, denn wie jeder weiß macht ein unbefriedigter Körper auch die Seele krank.

Um der heutigen, riesigen Auswahl an Sex-Toys Herr zu werden sollte man sich bestens informieren, damit die alten Wissenschaftler nicht doch noch recht behalten und einem die Produkte mehr schaden als nutzen!

Quellen und weiterführende Links:

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Mein Name ist Mathias, ich bin inzwischen 42 Jahre alt und Liebesspielzeuge sind schon mein gesamtes Leben meine Leidenschaft. Auf der Suche nach Sexspielzeug gab es im Jahr 2001 noch keine Testberichte. Somit entstand die Idee, eine eigene Website zu starten, mit wahren Rezensionen von Erotikprodukten, die ich tatsächlich auch selbst verwendet hatte. Lovetoytest.net war (damals unter dem Namen Sextoytest.de) die erste Sextoy-Review-Seite in Deutschland. Ich möchte meinen Lesern helfen, sich bei der unübersichtlichen Auswahl der Sexspielzeuge vor dem Kaufen einen Überblick zu verschaffen und die besten Lovetoys zu finden.

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