Erstens sind es keine Sicherheitsfanatiker (ich bin ein wenig vom Fach) und zweitens geht es ja nicht darum andere zu beruhigen. Komischerweise scheint es jedem klar zu sein, dass man sich kein scharfes Küchenmesser anal oder vaginal einführt, da man sich ja damit verletzen kann. Da wird diskutiert, welche Materialien wir an unseren Körper lassen und wie absolut rein unsere Spielzeuge sein müssen. Aber beim Strom setzt das Sicherheitsbewusstsein aus. Dass elektrische Geräte uns oft so ungefährlich vorkommen mag daran liegen, dass gerade durch unsere hohen Sicherheitsstandards so selten was passiert. Und wenn ich mir die NoName Steckernetzteile (linear oder Schaltnetzteil) mal genauer ansehe, so wird schnell klar, warum darauf keine oder nur wenige Prüfzeichen vorhanden sind. Wer dagegen mehrere EN/UL/CSA Normen erfüllt hat allein in die Prüfung schon eine Menge Geld gesetzt - das macht man nur, wenn man hochwertige Geräte fertigt. Aber selbst das von mir genannte Steckernetzteil würde unseren Spaßmacher noch nicht automatisch zum Medizingerät gemäß Sicherheitsnorm. Hier käme wohl die Die EN 60601-2-10 mit dem Titel „Medizinische elektrische Geräte - Teil 2-10: Besondere Festlegungen für die Sicherheit von Geräten zur Stimulation von Nerven und Muskeln“ zur Anwendung. Ich habe sie nicht vorliegen, kann sich der interessierte Stimulus ja gern gegen Geld besorgen.
Ich denke, dass da weniger der IC "schuld" ist, sondern das liegt wohl an der hohen Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung im Abschaltmoment (und man wird selten den Nulldurchgang abpassen); das bewirkt natürlich die Induktion eines hohen Spannungsimpuls am Trafoausgang. Dass der Effekt bei den Warmduscher-ICs aus irgendwelchen PC-Brüllwürfelchen nicht oder nur geringer auftritt liegt wohl am relativ hohen Ausgangswiderstand der Endstufen. Ich hatte ja deswegen vor den ersten Selbstversuchen mein Gerät erst mal 2 Stunden mit ohmscher Last gefahren um zu sehen, ob es zu einer Abschaltung kommt. Ich hatte dabei auch nicht nur die Wärme im Auge, sondern auch die Spannungsversorgung. Unterspannung kann ja ebenso zu Abschaltungen führen, der Effekt ist nur geringfügig harmloser. Allerdings kann der TDA8560 bis zu 6V herab betrieben werden.
Ich will aber erst mal noch die Stromaufnahme messen (Ruhestrom und Betrieb) um ein Maß für die umgesetzte Verlustleistung zu haben und damit für den erforderlichen Wärmewiderstand des Kühlkörpers.
In Ruhe wird ja eine Stromaufnahme von 95 mA (bei 9 V!) angegeben, d.h. bei 9 V setze ich 0,855 W in Wärme um. Bei einer max. Sperrschichttemperatur von 150 °C und dem Wärmewiderstand des IC ohne Kühlkörper (freie Konvektion) von 40 K/W kann man ja schnell ausrechnen, was wir noch an Reserve haben. Insgesamt dürften im IC in Wärme verbraten werden:
- bei 30 °C Umgebungstemperatur: 3 W
- bei 40 °C Umgebungstemperatur: 2,75 W
Ziehen wir die 0,855 W ab, bleiben rund 2,1 W bzw. 1,9 W übrig. Gilt allerdings nur bei freier Konvektion.
Schade, dass ich kein Oszi hier habe. Mich würde mal die Ausgangsspannung des Verstärkers im "Normalbetrieb" interessieren (maximal ist mit Sicherheit mehr drin, aber wir wollen ja keine Würstchen damit grillen) - aber auf Arbeit wollte ich den Eigenbau nicht unbedingt vorstellen.
Edit: Kleiner Nachtrag. Mir kam gerade so als Idee, dass man ja die Ausgangsspannung am Trafo mit einem VDR begrenzen könnte, um sich zumindest etwas vor unangenehmen Überraschungen zu schützen. Die Frage wäre natürlich nach einem sinnvollen Spannungswert fürs Clipping ohne dass der Spass verloren geht.