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Die verbotene Lust - 2000 Jahre christliche Sexualmoral


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Hallo!!!

Kenn jemand von euch das Buch "Die verbotene Lust - 2000 Jahre christliche Sexualmoral" von Georg Denzler?

Seit beinahe 2000 Jahren greift die christliche Kirche im Namen Gottes in die Sexualität des Menschen ein, stellt Gebote und Verbote auf, die - oft bis ins intime Detail - festlegen, was als Sünde zu gelten hat. Georg Denzler, Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Bamberg, unternimmt in diesem Buch einen Gang durch die Kirchengeschichte, um die Grundlinien der kirchlichen Ehe- und Sexualmoral im historischen Kontext zu präsentieren. Dabei kommt viel erstaunliches zutage. Bei den bis heute als unverrückbar geltenden Normen und Gesetzen handelt es sich meist um rein kirchliche Setzungen, die sich im Laufe von Jahrhunderten, manchmal sogar durch historische Zufälle, herausgebildet haben, ohne Grundlage in der Bibel zu besitzen. Auch zeitbedingte Moralvorstellungen sind von der Kirche oft als göttliches Gebot ausgegeben und durchgesetzt worden. Gestützt auf reiches Quellenmaterial arbeitet der Autor die jeweils gültige Sexualmoral der Kirche heraus,indem er mannigfache Entwicklungen - Zusammenhänge wie Brüche - aufzeigt. Am Schluß macht Denzler eine kritische Bilanz auf, in der er auf aktuelle Moralprobleme verweist, denen die Kirche mit ihren traditionellen Entscheidungen nicht gerecht wird. Gleichzeitig macht er auf Alternativen zur bisherigen Sexualmoral der Kirche aufmerksam.

Ich lese solche Bücher wahnsinnig gerne, allerdings ist o. g. Buch fast nur noch über Antiquariate zu bekommen. Hat das Buch schon mal jemand gelesen und kann mir dazu was sagen (ist es gut recherchiert, gut lesbar usw.)?

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Moin,

das Buch selber kenne ich nicht, aber es behandelt ein sehr vorurteilsbeladenes und interessantes thema.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sexualmoral#E...ethik_in_Europa

Das Christentum lehnte sich in neutestamentlicher Zeit im Bereich der moralischen Verbote am mosaischen Gesetz an. Geschlechtsverkehr von Unverheirateten, Ehebruch, Inzest und Homosexualität galten auch für Christen als nicht akzeptables Verhalten. Die Gebote bezüglich kultischer Reinheit spielten für Christen jedoch keine Rolle mehr.

Neu war im Christentum schon früh eine Wertschätzung der Ehelosigkeit um sich Gott besonders zur Verfügung stellen zu können, etwas, das im Judentum so nicht bekannt war. Ebenso war neu, dass nicht nur die tatsächliche sexuelle Handlung sondern auch das gezielte Denken an eine sexuelle Handlung als Fehlverhalten gewertet wurde. Ebenso wurde Wiederheirat nach einer Scheidung als Ehebruch angesehen.

(...)

Bis ins 17. Jahrhundert herrschte in Mitteleuropa eine bejahende Einstellung zur Sexualität vor, erste große Einschnitte gab es durch die Pestepidemien und die Syphilis. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts veränderte sich die Wahrnehmung der Sexualität zum einen durch die sich immer stärker durchsetzende bürgerliche und protestantische Sexualmoral, und zum anderen die sich verändernde Einschätzung von verschiedenen Verhaltensweisen, auch sexueller Art, als „krank“ im Gegensatz zu „sündig“. So setzte sich zum Beispiel in der Medizin die Ansicht durch, Selbstbefriedigung sei schädlich. Dieses Argument griffen die Kirchen wiederum auf, um diese Form der Sexualität (und andere) zu bekämpfen. Auch kindliche Sexualität wurde nicht mehr geduldet.

Kürzlich habe ich mir von Hiltrud Gnüg "Der erotische Roman" aus dem Reclam-Verlag geholt. Dort heißt es schon in der Theoriediskussion zu Beginn:

Der Index der vorbotenen Bücher (Index Librorum Prohibitorum), den Papst Paul IV. 1599 für die Inquisition aufstellte, enthält nur zu einem sehr geringen Prozentsatz Werke erotischen Inhalts, vielmehr herätische Schriften. Wen er Boccacios Decamerone oder Aretinos Gesamtwerk aufführt, dann weniger wegen des erotischen Inhalts dieser Werke, sondern wegen ihrer kritischen Darstellung des Klerus.Die Darstellung sexueller Freizügigkeit als solche interessierte die katholische Kirche der Gegenreformation noch wenig. Das gilt auch für die nachfolgenden Jahrhunderte. Überhaupt bildet das Phänomen Pornographie oder Obszönität auch in den Kunstdebatten des 17. und 18. Jahrhunderts kaum ein Thema. Molieres Don Juan z.B. erregte nicht wegen seiner erotischen Libertinage Anstoß, sondern wegen seines atheistischen Bekenntnisses.

Das wiederum bringt mich zu der Frage: Wie genau (!) wurde denn damals mit Pornographie, Erotischer Kunst umgegangen? Die Badehäuser an sich sind ja legendär, daß dort nicht nur ein Ort der äußerlichen körperlichen Reinigung war, sondern es soll auch recht nett abgegangen sein. Ob das jetzt "bessere Bordelle" waren, oder mehr Legende ist ... ?

lg

tishaho

ps

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Denzler

Dieser artikel bringt immerhin die info, daß Denzler offenbar durchaus anerkannt ist als Wissenschaftlicher Autor, zumindest innerhalb progressiveren Teilen der (katholischen) Kirche. Auch ein interessanter Aspekt. ;-) Ein streitbarer Geist scheint er zu sein ... http://www.georgdenzler.de/Artikel/Offener_Brief.html

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