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Hamburg: "100.000 Jahre Sex"


Antonio aus Tirol
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30. März bis Ende Oktober 2004

Die Ausstellung ist zwar demnächst vorbei, wir wollen aber wenigstens dokumentiert haben, und zwar mit Hilfe von:

DIE ZEIT 44/2000

Geschlechtsverkehr in neuem Licht

Das Hamburger Helms-Museum will mit der Geschichte des Sex den Sex revolutionieren

Von Nina Wüstenberg für Zeit.de

Die großen Fenster des Helms-Museums in Hamburg-Harburg sind mit schwarzer Folie abgedunkelt. Kein unerlaubter Blick soll in die verwinkelten Räume dringen. Drinnen nämlich stimmen Rotlicht und Samt auf eine nicht jugendfreie Ausstellung ein: Die Sammlung 100.000 Jahre Sex nimmt Darstellungen von Sexualität der letzten Jahrhunderte unter die Lupe. Es mag Menschen geben, die mit fossilen Funden und hundert Jahre alten Steinkrügen nichts anfangen können, aber in dieser Sammlung werden wohl auch archäologische Banausen ein Interesse an historischen Exponaten entwickeln.

Da sind etwa Statuen nackter Männer zu bewundern mit idealisierten, völlig überdimensionierten Penissen. Masturbationswerkzeuge aus den letzten Jahrhunderten lassen erahnen, dass die Sexindustrie keine Erfindung der Moderne ist. Wo heute weiches Latex eingesetzt wird, musste man sich früher mit Holzspielzeug begnügen. Auf obszönen Bildern der griechischen und römischen Antike kopulieren nicht nur Paare dort vergnügen sich auch Gruppen und Tiere. Kein Wunder, dass die Besucher am Eröffnungstag gebannt vor Werken wie Das Grab des goldenen Penis oder Der Phallus der Äbtissin stehen. Der Anblick eines Skeletts mit goldenem Penis und einer Tonfigur mit erigiertem Glied, das die Körpergröße fast übertrifft, bietet sich einem nicht jeden Tag. Die weitestgehend aus eigenen Mitteln finanzierte Ausstellung gibt Gelegenheit, sich einmal aus rein wissenschaftlichem Interesse dem aufregendsten aller Themen zu widmen.

Der Kurator Vincent van Vilsteren will jedoch nicht nur voyeuristische Impulse befriedigen, sondern auch individuell Wirkung zeigen: Neue Bilder sollen in den Köpfen entstehen, so dass aus dem Wissen über Sex der letzten 100.000 Jahre Anregungen für eigene Intimitäten erhalten werden können. Und siehe da: Eigentlich hat sich Sex über die Jahrtausende kaum verändert, allein der Umgang damit. In der griechischen Antike etwa wurde Sex öffentlich zelebriert und diente der Unterhaltung; erst im Mittelalter wurde der sexuelle Umgang mit Tieren verboten und die Diskriminierung Homosexueller begann. Anstößigkeit, das zumindest beweisen die alten Fundstücke, unterliegt dem Zeitgeschmack. Einiges, was in Harburg zu sehen ist, ist heute nur noch schwer vorstellbar.

Henrike Bird, Sprecherin der Ausstellung, hofft, dass der geschichtliche Rückblick den Besuchern einen neuen Blickwinkel auf die Sexualität von heute eröffnet. Wenn man das, was in 100.000 Jahre Sex ausgestellt ist, mit dem Sexleben von heute vergleiche, wirke Sex von heute völlig prüde, sagt Bird. Die Besucher nahmen das Angebot dankend an. Trotz der ständigen öffentlichen Thematisierung von Sex sollte eine ehrlichere Einstellung und ein phantasiereicherer Umgang mit Sexualität gefunden werden. Diese amüsante Ausstellung helfe ihr dabei, sagte eine begeisterte Besucherin, die ihren Namen lieber nicht nennen wollte.

Vom 14. Oktober 2004 bis 16. Januar 2005 im Helms-Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg

http://www.helmsmuseum.de

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